Kasernenareal Zürich Aussersihl

Das Kasernenareal in Zürich Aussersihl ist als Gesamtanlage eines der bedeutendsten Werke des Historismus in der Schweiz und zählt mit dem Kasernenhauptbau, den Stallungen, den Zeughäusern und den Freiräumen zu den grössten Baukomplexen dieser Epoche. Die Kasernenanlage entstand in den Jahren 1864–1876 nach dem Generalplan des Staatsbauinspektors Johann Caspar Wolff (1818–1891). 1873 zitierte die Neue Zürcher Zeitung ein Votum aus dem Zürcher Kantonsrat, wonach Kasernenbauten enorme Ausgaben ohne den geringsten produktiven Wert seien. Es war der letzte Versuch der Winterthurer Politik, den kantonalen Waffenplatz nach Winterthur zu holen. In den Jahren 1873-1875 wurde die Militärkaserne als Schlussstein einer Grossanlage gebaut. Die Kaserne war und blieb während Jahrzehnten ein Zeichen der militärischen Präsenz des Territorialstaates in der Stadt Zürich. Als der Regierungsrat 1975 beschloss, das Militär aus der Stadt ins Reppischtal zu verlegen, folgte mit der Forderung nach einer Öffnung des Areals eine neue Etappe der Politisierung. Es begann eine Phase, in der neue Ideen entwickelt wurden, was mit dem freiwerdenden Kasernenareal geschehen sollte. Eine urbane Brache und ein Raum für gesellschaftspolitische Wünsche und Ambitionen. Nun steht die Umnutzung der Militärkaserne zu einem Erwachsenenbildungszentrum bevor. Dazu wird dem Mittelrisalit des Kasernenhauptgebäudes eine Mediathek in Form eines mächtigen Glasaufbaus aufgesetzt, der die Ablesbarkeit des historistischen architektonischen Gestaltungsprinzips eines harmonischen Gesamtbildes massiv beeinträchtigt.

Herausgeber und Verlag: Stadtzürcher Heimatschutz, ISBN 978-3-9525971-1-8

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