«Femmage»

In Mara Truog Fotoserie «Femmage» erscheinen ältere Damen in stolzer Anmut und mit bestechender Selbstverständlichkeit. Ohne Betroffenheitspathos rückt die junge Schweizer Fotografin Mara Truog signifikante und zeitlos erscheinende  Besonderheiten der Ladys in den Mittelpunkt ihrer Bilder. Die Bilder erzählen Geschichten des Frauseins, ohne die übliche Fokussierung auf das äussere Erscheinungsbild, das den Attributen von jung und makellos entspricht.

Jung-jung, knackig-knackig, sexy-sexy – das sind die O-Töne aus denen sich das Frauenbild nährt. Das proklamierte Frauenbild steht für die Frau der Gegenwart, deren Alter man zwar erraten kann, aber nie wirklich erfahren wird. Die Frau der Gegenwart altert, folgt man den Ausrufen der jungen Gesellschaft, derzeit schon mit Ende der Pubertät, quasi mit Mitte 20. Frausein ist so gleichsam Jungsein.

Zweifelsfrei werden die Bewegungsabläufe mit zunehmendem Alter langsamer, lässt die Sehkraft nach und sind die Zeichen fortgeschrittenen Alters für Jeden augenscheinlich. Aber was macht das schon? Ändert sich das Frausein in all seinen Facetten durch den Prozess der Alterung  tatsächlich?

Was lady like ist und Mara Truog in der Arbeit «Femmage» pointiert zum Ausdruck bringt, kommt ohne den Wahn nach Jugendlichkeit aus: Denn es ist der Stolz, die Grazie und das Bewusstsein einer Frau, unabhängig ihres Alters und ihrer Herkunft, auch als solche zu erscheinen.

Mara Truog fokussiert deshalb den Blick auf Details wie Schmuckstücke, Frisuren, Farben  und Accessoires, aber auch auf Bewegungen, Rituale  oder Gestiken der Damen. In den Accessoires und den routiniert wirkenden Bewegungen werden Dinge, bzw. Charakteristika sichtbar, die von Sorgfalt, Reinheit, Ruhe, Bestimmtheit und Geübtheit sprechen. Das sind Eigenheiten die eine Frau nicht verliert, die nicht der Mode und den Gebären schnelllebiger Gesellschaften unterliegen.

Mara Truog spielt mittels fotografischer Tiefenunschärfe eine feine Mischung zwischen den Möglichkeiten von Schärfe und Unschärfe aus; denn auch den etwas weit- oder kurzsichtigen Frauen - die Sehkraft lässt nun einmal ein wenig nach - offenbart sich die Welt teilweise aus einer Komposition scharfer  Konturen und verschwommener Eindrücke. Zudem vermag das Fokussierte treffender Geschichten erzählen, denn der Blick auf das Bild wird nicht durch das Suchen nach Veränderungen am alternden Körper irritiert.

Mara Truog zeigt in ihrer Arbeit «Femmage» Aspekte der Weiblichkeit, befreit aus den viel diskutierten Kontexten von Frau und Gesellschaft. Eine Frau bleibt eine Frau, auch wenn sie altert. Die gegenwärtige Hysterie, die das Altern zu einer tragischen Begleiterscheinung und zu einem Betroffenheit auslösenden Umstand des Lebens macht, verdrängt den Prozess des Alterns zusehends. «Femmage» ignoriert gekonnt diesen Aspekt und zeigt die Frau per se.

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